Gemeinsam mit dem Verband der Duisburger Kleingartenvereine möchte sich der KGV Industriegarten gerne in das Projekt IGA Metropole Ruhr 2027 einbringen. Dies soll realisiert werden, in dem eine freie Gartenparzelle zu einem attraktiven und modernen Mustergarten umgestaltet wird.

Unmittelbar am Zukunftsgarten in Duisburg – nur getrennt durch die Wanheimer Straße – befindet sich der KGV Industriegarten. Grund genug für Karl-Ernst Steinwerth, Vorsitzender des Verbands der Duisburger Kleingartenvereine, die Gunst der Stunde zu ergreifen, um das Kleingartenwesen für ein breites Publikum erlebbar zu machen. „Eine solche Chance bekommen wir hier in Duisburg so schnell nicht wieder, deshalb freut es mich umso mehr, dass die Mitglieder des KGV Industriegarten die Idee aufgegriffen haben und – nach intensiver Diskussion – unterstützen“, so Karl-Ernst Steinwerth.

Im Rahmen einer Infoveranstaltung am 22. September 2023 im Vereinsheim der Gartenanlage für die Pächterinnen und Pächter, die bereits gemeinsam mit dem Team der IGA Metropole Ruhr 2027 durchgeführt wurde, konnten erste Ideen für die Gestaltung einer aktuell unverpachteten Parzelle vermittelt werden. Diese soll zu einem attraktiven und modernen Mustergarten umgestaltet werden. Getreu dem Motto der IGA, „Wie wollen wir morgen leben?“, soll der Garten auch aktuelle Themen und Fragestellungen aufgreifen und hierzu mögliche Antworten geben.

„Bei der Fläche handelt es sich um einen typischen Standort in einer von der Schwerindustrie und den Folgen des Kriegs geprägten Großstadt“ erklärt Karl-Ernst Steinwerth. So ist bei der Fläche die zu berücksichtigen, dass Belastungen durch Auffüllungen von Bombenkratern in der Nachkriegszeit vorhanden sind, die einen konventionellen Anbau unmittelbar in den anstehenden Boden nicht erlauben. Diese Einschränkung bedeutet jedoch zugleich ein Alleinstellungsmerkmal, da am Standort kreativ mit den Folgen des Kriegs- und Nachkriegsgeschehens umgegangen werden muss, um diesen für die kleingärtnerische Nutzung herzurichten.

Die Bodenverhältnisse erlauben keinen Anbau von Gemüse, Salat und anderen verkrautenden Erzeugnisse unmittelbar in den anstehenden Boden, weshalb an diesem Standort für derartige Kulturen Hochbeete zu verwenden sind. Verholzendes Obst und Beerenobst kann hingegen konventionell angebaut und geerntet werden. Aus diesen Rahmenbedingungen ist die Idee entstanden, diese Notwendigkeiten zu „kultivieren“ und für vergleichbare Standorte Angebote und Ideen darzustellen. Die Verwendung von Hochbeeten eröffnet die Möglichkeit, in einem derartigen Garten auch mobilitätseingeschränkten Bevölkerungsgruppen die Möglichkeit zu geben, im Kleingarten tätig werden zu können. So sollen unterschiedliche Bauweisen von Hochbeeten dargestellt und erlebbar gemacht werden. Gebrauchte Gehwegplatten, Schwellenhölzer und Paletten sollen ebenso vorgestellt werden wie z. B. individuell gestaltete Hochbeete aus natürlichen Materialien. Ergänzt werden diese Anbauflächen für krautige Pflanzen durch zahlreiche Beispiele mit Obstbäumen (Säulenäpfel, schwachwachsende Sorten auf entsprechenden Unterlagen) und Beerenobststräuchern.

Aber auch die Nachhaltigkeit steht im Fokus der Überlegungen. So soll die Gartenlaube – ebenso wie die Terrasse – bevorzugt aus nachwachsenden Rohstoffen (einheimische Laubhölzer) hergestellt und mit großen Fensterflächen zur Belichtung und Erwärmung versehen werden. Um bei zu starker Einstrahlung die Temperaturentwicklung in der Laube zu regulieren, sollte die Möglichkeit der Anbringung eines großen Sonnensegels sowie eine automatisierte Verdunkelung vorgesehen werden.

Die konsequente Ausrichtung der Laube nach Süden erlaubt auch die Begrünung des Daches mit anspruchslosen Stauden und Gräsern, die das anfallende Regenwasser wie ein Schwamm aufzunehmen in der Lage sind und dieses nicht ungenutzt lassen. Überschüssiges Dachflächenwasser soll aufgefangen und in einer unterirdischen Regenwassertank eingeleitet werden, damit dieses im Jahresverlauf zur Bewässerung genutzt werden kann. Ergänzt wird dieses System durch eine bedarfsgerecht steuerbare Tröpfchenbewässerung, die möglichst viel kostbares Wasser unmittelbar den Pflanzen zuführt und nicht – wie bei Flächenregnern üblich – nur in geringem Maße pflanzenverfügbar wird und in großen Anteilen verdunstet.

Bei den Wegeflächen soll wassergebundenes Material Verwendung finden, welches ortsnah abgebaut wird, z. B. Dolomit-Moräne-Gemisch aus dem Bergischen Land. Die Bereiche zwischen den Paletten-Hochbeeten sollten mit Holzhackschnitzeln oder mit Rindenmulch bedeckt werden.

Insgesamt soll der Garten dahingehend ausgerichtet werden, dass er durch Gruppen (Kindergärten und Schulen, Altenheime, soziale Einrichtungen) und Interessierte besucht werden kann und die gartenbaulichen Erzeugnisse – je nach Reifegrad – auch verkostet werden können. Der Garten soll dazu anregen, selber über den Anbau gesunder und nachhaltiger Lebensmittel nachzudenken und Lösungsmöglichkeiten und -wege aufzeichnen. Hierzu sollen Ansprechpartner in Schulen, Kindergärten und Altenheimen gesucht werden, um eine auf Dauer angelegte Kooperation zu ermöglichen. Soweit möglich, sollen diese bereits im Planungsprozess mit eingebunden werden, um die Akzeptanz des Gartens zu fördern und die Nachnutzung – nach Beendigung der IGA – zu sichern.

Nach der IGA soll der Garten möglichst durch einen oder mehrere Kooperationspartner dauerhaft genutzt werden. Für den Fall, dass dies nicht möglich ist, ist eine Nutzung als „Quartiersgarten“ denkbar. Hier wäre dann auch eine Nutzung durch heterogene, kleinere Gruppen von Einzelpersonen denkbar.