Vermutlich werden wir uns alle an solche Anblicke gewöhnen müssen: temporär braune Rasenflächen, die nur in der feuchteren Jahreshälfte saftig grün ausschauen.

Das trockene Frühjahr hat das Thema Bewässerung von Gärten wieder in das Bewusstsein gerückt. Wie damit umgehen?

Extreme Trockenheit und Hitze stresst nicht nur die Gartenfreundinnen und Gartenfreunde

Trotz des eher als feucht empfundenen Winterhalbjahres meldeten die Wetterdienste und Umweltverbände bereits im Mai, dass die Böden bereits wieder sehr trocken sind und die Pflanzen und Wassermangel leiden. Dies hat sich insbesondere in den heißen Juniwochen verstärkt, so dass zahlreiche Pflanzen ohne zusätzliche Wassergaben verdorrt wären.  Dennoch stellt sich die Frage, wie lange wir noch wertvolles Trinkwasser, welches immer noch überwiegend zum Gießen verwendet wird, für die Erhaltung eines grünen Zierrasens verwenden können oder sollten.

Wie sehr die Böden und letztlich unser Grundwasser unter der Trockenheit leiden, lässt sich am Dürremonitor des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung (UFZ) nachvollziehen. Die Mehrheit der Forschenden ist sich einig in der Bewertung, dass wir den Klimawandel und die zunehmenden Wetterextreme nicht mehr aufhalten können, sondern Strategien im Umgang mit diesen Phänomenen entwickeln müssen.

Im Kleingarten sind derartige Strategien bereits seit Jahren und Jahrzehnten im Einsatz, ohne dass es hierfür komplett neue Ideen benötigt. Vielmehr sollten die vorhandenen Kenntnisse vertieft und erweitert werden, um mit der Trockenheit und den Starkregenfällen umgehen zu können. Hierzu zählt z. B. das Auffangen von Regenwasser, in der Vergangenheit der Einfachheit halber häufig in Regentonnen aus Kunststoff. Hier sollten die Volumina erhöht werden, um einen ausreichend großen Vorrat des wertvollen Regenwassers auch für längere Trockenperioden vorhalten zu können. Geeignet sind hierzu z. B. Regenwasserzisternen, die – einmal angeschlossen an die Entwässerung der Dachflächen – den Winter über befüllt und im Sommer effektiv genutzt werden können.

Um die Ausbringung des Wassers zielgerichtet und effektiv zu gewährleisten, bieten sich Tröpfchenbewässerungen an. Diese führen das Wasser unmittelbar an die Wurzeln, ohne größere Verluste durch Verdunstung, wie sie z. B. bei Flächenregnern zu verzeichnen sind, hinnehmen zu müssen. Die Verdunstung wird ferner eingeschränkt, wenn die Bewässerung in den frühen Morgen- oder späteren Abendstunden durchgeführt wird.

Die schonende Lockerung der oberen Bodenschichten mindert die Kapillarbildung, die die Verdunstungsrate erhöht und den Boden hierdurch unnötig belastet. Kombiniert man dies mit der Einbringung des selbst erzeugten Kompostes, einer Abdeckung durch Mulch oder durch Zugabe von anderen wasserspeichernden Zuschlagsstoffen, so kann die Wasserhalte- und -speicherfähigkeit des Bodens zusätzlich positiv beeinflusst werden.

Grundsätzlich sollte auf Pflanzen, die viel Wasser benötigen, möglichst verzichtet werden. So wie die meisten Gemeinden, die inzwischen bei der Stadtbegrünung auf klimaresiliente Bäume und Pflanzen setzen, sollte auch die Bepflanzung der Kleingärten an die „neue Normalität“ angepasst werden. Gerade im Bereich der Stauden macht die Einteilung in Lebensbereiche, die sich auch auf den Etiketten der Pflanzen finden lassen, die Auswahl trockenheitsverträglicher Arten leicht. Diese, zumeist aus dem mediterranen Raum oder den Steppenregionen Amerikas und Asiens stammenden Pflanzen sind mit ihren Speicherorganen in der Lage, auch längere Trockenphasen schadlos zu überstehen. Sie bereichern die Gestaltungsmöglichkeiten im Garten und erhöhen auch das Artenspektrum, was insbesondere den Insekten zugute kommen kann.

So schön ein saftig grüner Rasen anzuschauen ist, so sehr ist dieser von regelmäßigen und hohen Wassergaben abhängig. Dabei ist Rasen sehr regenerativ und erstrahlt, auch nachdem er vermeintlich unansehnlich und braun geworden ist, nach kurzer Zeit wieder in alter Pracht, sobald es geregnet hat. Die Trockenheit ist hier auch eine Chance, da der Artenreichtum im Rasen durch diese Phasen deutlich erhöht wird. Wenn wir das Artensterben aufhalten wollen und mit der Trockenheit leben lernen müssen, dann sollten wir uns bewusst werden, dass ein ständig saftig grüner Rasen in (kleineren) Teilbereichen seine Berechtigung hat, jedoch auf größeren Flächen die wertvolle Ressource Wasser gefährdet.

https://www1.wdr.de/nachrichten/trockenheit-klimawandel-garten-tipps-100.html