Mischkultur: Nachbarschaftshilfe im Gemüsebeet

In der freien Natur wachsen Pflanzen immer in einer Gemeinschaft, helfen einander und ergänzen sich gegenseitig. Ähnliche Erfahrungen kann jeder machen, der in seinem Garten mehrere Gemüsearten in Mischung mit Küchenkräutern auf einem Beet anbaut. Geschickte Kombinationen tragen dazu bei, potenzielle Schädlinge und Krankheitserreger abzuwehren sowie Ertrag und Qualität zu steigern.

 

Das Prinzip

Mischkultur berücksichtigt die unterschiedlichen Nährstoffbedürfnisse und das Wuchsverhalten der Pflanzen. Flach- und Tiefwurzler sorgen – zusammengepflanzt – für eine optimale Durchwurzelung des Bodens; so können die Nährstoffreserven des Bodens durch entsprechende Pflanzkombinationen optimal ausgenutzt werden.

Die ätherischen Öle der Steckzwiebeln schützen die Erdbeeren vor Pilzbefall.

Durch Duftstoffe und Wurzelausscheidungen können sich Pflanzen gegenseitig fördern und zugleich vor manchem „Gegner“ schützen. Und das funktioniert so: Anfliegende Schadinsekten orientieren sich am Geruch ihrer Wirtspflanze. Steht in unmittelbarer Nähe eine viel stärker duftende Pflanze, können die Insekten so irritiert werden, dass sie weiterfliegen – ohne Eier abgelegt zu haben.

Daneben wirken Wurzelausscheidungen mancher Pflanzen sogar direkt gegen schädliche Fadenwürmer (Nematoden) im Boden. Als Beispiele seien hier Studentenblumen (Tagetes) und Ringelblumen (Calendula) genannt.

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Mischkulturtabelle. Legende: rot = schlechte Nachbarn (ungünstige Beeinflussung), grün = gute Nachbarn (günstige Beeinflussung), weiß = kein Einfluss; Erläuterung: Die waagerecht stehende Pflanzenart ist die profitierende. Quelle: www.stima-hochbeet.de

Küchenkräuter gehören dazu

Duftende Küchenkräuter können als besonders wirkungsvolle Abwehrpflanzen in den Mischkulturgarten einbezogen werden. Der Kräuterduft verbessert nicht nur die Widerstandskraft der Gemüsepflanzen, sondern er verbessert auch den Geschmack. Hinzu kommt, dass die blühenden Kräuter Insekten anlocken und so auch die Befruchtung der Gemüsepflanzen gefördert wird.

Einjährige Arten wie Dill, Bohnenkraut oder Borretsch können direkt zwischen die Reihen gesät werden. Mehrjährige Kräuter stehen besser auf einem „Schutzstreifen“, der die Gemüsebeete umgibt.

„Die drei Schwestern“

Ein ganz altes, klassisches Beispiel der positiven Mischkultur haben bereits die Ureinwohner Amerikas praktiziert: Sie kombinierten Mais mit Stangenbohnen, und im unteren Bereich wuchsen Kürbisse.

Der Mais diente den Bohnen als Rankhilfe, die Bohnen wiederum lieferten dem Mais Stickstoff, während die großen Blätter des Kürbisses den Boden abdeckten und so Erosion durch Regen und Austrocknung verhinderten. Diese Pflanzenkombination wird auch „die drei Schwestern“ genannt, und dieses Anbauverfahren wird bis heute noch von den Maya betrieben.

Einen Pflanzplan austüfteln …

Konsequenter Mischkulturanbau in Abstimmung mit dem Fruchtwechsel ist sicher etwas für Tüftler – ein jährlicher Pflanzplan (mit Sortenangaben) gehört dennoch zur Anbauplanung dazu und sicher auch ein wenig Praxiserfahrung, damit alles wie geplant funktioniert. Als Planungshilfe kann dabei die Mischkulturtabelle dienen, wobei die Arten von Reihe zu Reihe oder aber schon in der Reihe gemischt werden können.

… oder erst einmal ausprobieren Die folgenden „klassischen“ Mischkulturbeispiele sind besonders gut zum Ausprobieren geeignet:

  • Zwiebeln oder Knoblauch zu Erdbeeren: Die ätherischen Öle wirken vorbeugend gegen Pilzbefall (z.B. Grauschimmel).
  • Möhren zu Zwiebeln oder Lauch: Um Gemüsefliegen sicher abzuhalten, empfiehlt es sich aber, zusätzlich Gemüsefliegennetze einzusetzen.
  • Buschbohnen und Bohnenkraut: Das Bohnenkraut verbessert das Aroma der Bohnen, fördert ihr Wachstum und schützt sie vor der Schwarzen Bohnenlaus.
  • Kohlarten mit Sellerie oder Tomaten: Beide Kulturen können zur Kohlweißlingsabwehr beitragen.
Text: Adalbert Niemeyer-Lüllwitz (NUA) und Ulrike Lindner
Bild: Lindner