Baumobst – Auch für kleine Gärten

Obstbäume gehören einfach in jeden Garten, und ist der Garten auch noch so klein. Sie erfreuen uns mit einer überschwänglichen Blüte, die viele Insekten anlockt, und belohnen uns mit gesunden Früchten. Nicht zu unterschätzen ist auch der soziale Effekt, wenn sich die Familie im Sommer zum Plausch unter dem Schattenspender trifft.
Vor der Pflanzung sollten Sie sich überlegen, welche Funktion Ihr Obstbaum erfüllen soll. Beachten Sie vor allen Dingen auch, wie viel Platz er im ausgewachsenen Zustand beanspruchen wird.

Eine Sorte – verschieden große Bäume

Je nach gewählter Veredlungsunterlage können Obstbäume unterschiedliche Größen und Ausmaße erreichen. Veredelt man beispielsweise die Apfelsorte ‘Goldparmäne’ auf eine schwachwachsende Unterlage, so werden die Bäume nicht viel größer als 2 m. Bringt man dieselbe Sorte auf eine starkwachsende Sämlingsunterlage, kann der Baum eine Höhe von bis zu 10 m erreichen – mit entsprechender Breite!

Steht also nur wenig Platz zur Verfügung, empfiehlt sich ein auf einer schwachwachsenden Unterlage veredelter Obstbaum, der sich nur buschartig entwickelt. Möchte man am Haus oder auf einer ausreichend großen Rasenfläche einen richtigen Baum als Schattenspender pflanzen, muss es ein Hochstamm auf starkwachsender Unterlage sein.

Tabelle: Unterlagen und Standraumbedarf von Obstbäumen

Der richtige Obstbaum für den Garten

Geeignet ist natürlich das Obst, das Sie am liebsten essen: Mögen Sie beispielsweise Äpfel, dann verzichten Sie zukünftig auf gekaufte Supermarktware und ernten in Ihrem Garten: Kein Apfel schmeckt so gut wie ein frisch gepflückter!

Die geernteten Früchte können jedoch nicht nur frisch verzehrt werden, sondern eignen sich auch für verschiedene Formen von Verwendung bzw. Lagerung. Das ist bei den großkronigen Bäumen, die etwa 200 kg und mehr Äpfel pro Baum liefern, auch erforderlich.

Einen Obstbaum pflanzen

Obstbäume sind anspruchsvolle Kulturpflanzen. Sie benötigen einen ausreichend mit Humus versorgten Boden sowie einen sonnigen und etwas geschützten Standort.

Den größten Erfolg verspricht eine Herbstpflanzung in der Zeit vom Laubfall bis zum Wintereinbruch. Zum Schutz vor Wühlmäusen, die jeden jungen Baum gefährden können, wird die Pflanzgrube mit feinmaschigem Maschendraht ausgekleidet. Beim Einsetzen des Baumes ist darauf zu achten, dass die Veredlungsstelle mindestens 10 cm über dem Erdboden bleibt.

Hochstämme sind in den ersten Jahren sehr windempfindlich. Sie müssen also immer an einen Pflanzpfahl angebunden werden.

Obstbaumschnitt

Bei der Entscheidung für Obstgehölze sollte man sich darüber im Klaren sein, dass die Bäume auf Pflege angewiesen sind. Nur wenn regelmäßig Schnitt- und Pflegemaßnahmen durchgeführt werden, bleiben sie lange gesund, erreichen ein hohes Alter und bringen die gewünschten Erträge.

Soll sich auf starkwachsender Unterlage z.B. ein großer Baum entwickeln, ist in den ersten fünf Jahren ein Aufbau- und Erziehungsschnitt unverzichtbar. Danach ist ein gelegentlicher Erhaltungsschnitt erforderlich, um eine „Vergreisung“ des Baums zu verhindern.

Für Busch- und Spalierobst gelten andere Schnittregeln. Tipp: Wenn Ihnen entsprechende Kenntnisse fehlen, besuchen Sie einen z.B. von Kleingärtnervereinen und Volkshochschulen angebotenen Schnittkurs.

Auf engem Raum liefern am Spalier gezogene, auf schwachwachsenden Unterlagen veredelte Obstbäume gute Ernten. Birnen eigen sich z.B. besonders gut für warme Hauswände.

Widerstandsfähige und anspruchlose Sorten wählen

Die Wahl der richtigen Sorten kann ausschlaggebend dafür sein, ob man viele Jahre Freude an seinen Obstgehölzen hat und auch befriedigende Ernteergebnisse erzielen wird. Kriterien wie Anspruchslosigkeit und Widerstandsfähigkeit sollten deshalb bei der Wahl im Vordergrund stehen.

Vom sicher sehr guten Geschmack eines ‘Cox Orange’ darf man sich nicht blenden lassen: Diese und viele andere Sorten sind ausgesprochen anfällig für Krankheiten wie Mehltau oder Schorf.

Gut geeignet sind stattdessen viele alte Lokalsorten, die an Klima- und Bodenverhältnisse ihrer Region gut angepasst sind. Interessant sind auch viele neuere Sorten, die weitgehend resistent gegenüber Krankheiten sind.

Informieren Sie sich vor dem Kauf über geeignete Sorten, lassen Sie sich z.B. in einer Markenbaumschule beraten, und achten Sie auch auf Sortenechtheit.

Wenn die Größe des Gartens es zulässt, haben großkronige Obstbäume auf starkwachsenden Sämlingsunterlagen ihren ganz besonderen Reiz. Solche Bäume können ein hohes Alter erreichen, sind robust und gesund und bieten vielen Tieren Nahrung und Lebensraum.

Obsternte im Jahresablauf

Wenn man Sorten und Obstarten geschickt auswählt, kann man über einen langen Zeitraum leckere und vollreife Früchte ernten. Das ist ein unschlagbarer Vorteil von eigenem Obst: Man lässt das Obst am Baum reifen, nur dann enthält es auch alle wertgebenden Inhaltstoffe.

Süßkirschen reifen im Juni und Juli. Einen weitestgehend madenfreien Genuss bieten nur frühe Sorten wie ‘Meckenheimer Frühe’, ’Burlat’ oder ‘Earliese’. Im Juli folgen dann die Sauerkirschen, z.B. die widerstandsfähige Sorte ‘Gerema’.

Die frühen Apfelsorten sind in den Gärten etwas seltener geworden. Aber zu dem frühen Erntezeitpunkt ab Juli unvergleichlich in Geschmack und Aroma sind z.B. die Sorten ‘Weißer Klarapfel’ und ‘Retina’, die zudem robust ist.

Zwetschen, beispielsweise ‘Katinka’, ‘Jojo’ oder ‘Presenta’, müssen außen stahlblau und innen saftig gelb sein, dann schmecken sie am besten. Das ist von Juli bis September der Fall.

Der August ist der Höhepunkt im eigenen Naschgarten: Jetzt werden Aprikosen (z.B. ‘Orangered’ oder ‘Hargrand’), Mirabellen (die süße ‘Nancy Mirabelle’ oder die großfrüchtige ‘Bellamira’) und Frühäpfel geerntet.

Im September stehen Herbstäpfel an, bevor die späten Äpfel (z.B. ‘Topaz’) und Birnen das Obstjahr beschließen. Nicht zu vergessen die Walnüsse, Esskastanien und Ess-Mandeln, die nach der Ernte sorgfältig getrocknet und anschließend kühl, aber nicht zu trocken gelagert werden.

Text: Werner Ollig, Gartenakademie Rheinland-Pfalz
Bilder: Niemeyer-Lüllwitz
Titelbild: AdobeStock/rutsan