Über Jahrzehnte prägte sie den Garten auf der Sternstraße 42 in Düsseldorf – jetzt muss sie gefällt werden…

Dominant, kraftvoll, prägend, majestätisch… Viele dieser Eigenschaften können der riesigen Blut-Buche im Garten des Landesverbands zugeschrieben werden, und dennoch beschreiben sie diesen Baum nur ungenügend. Zusammen mit weiteren Bäumen, u. a. einer weiteren Blut-Buche in unmittelbarer Nachbarschaft, prägt sie die Innenhofsituation zwischen der Bebauung an der Stern-, Feld-, Kapell- und Duisburger Straße und sorgt dort für kühlenden Schatten, ein angenehmes Kleinklima, eine gute Luftqualität und einen Sichtschutz für die Nachbarn untereinander. Die ökologische Bedeutung derartiger innerstädtischer Bäume, insbesondere dieser Größe, kann nicht ersetzt werden und entfällt mit einer Entnahme des Baumes unmittelbar.

Die vermutlich über 140 Jahre alte Blut-Buche hat dem Garten des Landesverbands gestalterisch ihren Stempel aufgedrückt: Wegeführung, Bepflanzung und Ausstattung des Gartens richten sich bislang nach dem prägenden Solitärgehölz im Garten. Dabei hat die Buche ihren ersten größeren Schaden bereits beim Sturm Ela im Jahr 2014 erlitten – ein sehr starker Ast war aus der Krone ausgebrochen und hat dort eine riesige Lücke hinterlassen. Buchen sind besonders empfindlich gegen direkte Sonneneinstrahlung, wenn der Kronenmantel geöffnet wird, wie im vorliegenden Fall durch den Ausbruch, oder wenn sie durch Fällung eng benachbarter Bäume freigestellt werden. Dann überhitzt das Kambium, das Wachstumsgewebe unterhalb der dünnwandigen Rinde, und stirbt ab. Dies führt zum Absterben und Aufplatzen der Rinde und zum Eindringen von holzzerstörenden Pilzen, welche das Gewebe des Baumes stark schädigen und die Bruchgefahr betroffener Äste deutlich erhöhen. Zuletzt im Frühjahr 2022 war ein Starkast mit einem Durchmesser von mehr als 20 cm aus der Krone ausgebrochen.

Als wäre dies nicht schon genug, wurden vor drei Jahren erstmals Fruchtkörper des Riesenporlings im Wurzelbereich der Buche festgestellt. Hierzu muss jedoch ergänzend ausgeführt werden, dass die Bildung der sichtbaren Pilzfruchtkörper erst Jahre nach dem eigentlichen Befall erfolgt. Der eigentliche Organismus des Pilzes, das Myzel, hat dann schon weite Teile des Wirtes befallen und sich dort etabliert. Der sehr aggressive Weißfäuleerreger führt zu einem schnellen Abbau des festigenden Lignins in der Wurzel und beeinträchtigt die Standsicherheit des Baumes erheblich. Der zunächst eng begrenzte Befall – zunächst war sichtbar nur ein Wurzelstrang betroffen – hat sich in den der Zeit seit dem ersten Auftraten der Pilzfruchtkörper auf nunmehr fast 75 % des gesamten Umfangs ausgedehnt. Auch die Hinzuziehung der in derartigen Fällen zurecht sehr kritischen Mitarbeiter des für den Baumschutz zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gartenamtes in Düsseldorf bestätigte den Verdacht, dass die Blut-Buche nicht mehr zu retten ist, sondern vielmehr eine unmittelbare Gefahr des Umstürzens gegeben ist. Daher wurde seitens der Stadt Düsseldorf die Fällung noch in diesem Winterhalbjahr dringend angeraten.

Buchen, eigentlich die dominante Waldbaumart in unseren Breiten, steht aufgrund der Klimaveränderung deutschlandweit unter großem Druck. Die Baumart ist sehr empfindlich gegenüber Veränderungen des Standortes und reagiert nachteilig auf die Trockenheit der letzten Jahre in Verbindung mit Änderungen der Strahlungsintensität. Insbesondere in den Innenstädten sind zunehmend ältere und vorgeschädigte Buchen betroffen, die nicht, wie in früheren Jahren, langsam und in kleinen Schritten absterben, sondern innerhalb sehr kurzer Zeitspannen ausfallen. Wir werden uns zumindest mittelfristig – Pessimisten und viele Klimaforscher sagen kurzfristig – auf eine Veränderung der Vegetationszusammensetzung in Grünflächen, auf Friedhöfen, in Kleingartenanlagen, an den Straßen und in den Wäldern einstellen müssen, wie wir sie bislang nicht gekannt oder erahnt haben.

Das Kronenbild der Buche verheißt nichts Gutes… Die Vitalität war bereits seit mehreren Jahren stark eingeschränkt.