Wespen schützen: Tipps zum friedlichen „Nebeneinander“ von Mensch und Insekt

So manchen Menschen können sie zur Verzweiflung bringen, wenn sie beim sonntäglichen Kaffeetrinken an der Obsttorte naschen. Doch sind Wespennester am Haus und im Garten wirklich eine Bedrohung? Wer die Lebensweise von Wespen kennt und bei Belästigung einfache Verhaltensregeln beachtet, kann meist auch mit diesen überwiegend nützlichen Tieren in Frieden leben.

Wespe ist nicht gleich Wespe

Unter den Wespen gibt es – wie bei ihren nahen Verwandten, den Bienen – staatenbildende (soziale) und einzeln lebende (solitäre) Arten. Solitärwespen sind gern gesehene Gäste im Garten, da sie als Blütenbesucher und Insektenfresser von Nutzen sind. Von den vielen hundert Wespenarten gehören nur elf zu den staatenbildenden Faltenwespen.

Nur diese Tiere werden gewöhnlich von Laien als „typische“ Wespen erkannt. Und von ihnen sind es nur zwei Arten, die für Menschen zeitweise im Jahr lästig werden können: Die Deutsche Wespe (Paravespula germanica) und die Gemeine Wespe (Paravespula vulgaris) teilen im Sommer mit uns die Vorliebe für süße Speisen und Getränke und verhalten sich zu dieser Zeit manchmal auch aggressiv.

Alle übrigen Faltenwespen-Arten vermeiden ein Anfliegen von Menschen. An Kaffeetischen, in Konditoreien oder an Limonadenflaschen sind sie nicht anzutreffen. Das gilt auch für eine der bekanntesten Vertreterinnen dieser Wespen, die leider völlig unberechtigt in Verruf gebracht wurde: Die Hornisse (Vespa crabro) ist von Natur aus friedlich, ihr Stich ist nicht gefährlicher als der einer anderen Wespe.

Von Natur aus sind Wespen nicht aggressiv und stechwütig. Instinktiv verteidigen sie sich bzw. ihren Nachwuchs aber notfalls auch mit dem Stachel. Auch wenn die Toleranz gegenüber Wespen manchmal stärker auf die Probe gestellt wird, sollten wir uns den Tieren gegenüber unbefangener und vor allem angemessener verhalten. Rücksichtnahme im Nestbereich, Vorsicht bei der Beobachtung ihrer interessanten Lebensweise, einfache Vorsichtsmaßnahmen beim Aufenthalt im Freien und vorbeugender Schutz im Haus- und Hofbereich schonen Wespenleben und ermöglichen meist ein friedliches Nebeneinander.

Die Hornisse gehört zu den Faltenwespen, ist eine geschützte Art und im Garten als Insektenjäger von großem Nutzen.

Sie fliegen nur einen Sommer

Wer im Sommer von Wespen belästigt wird, sollte wissen, dass sich das Problem in kurzer Zeit von selbst erledigt: Mit Ausnahme der überwinternden Königin sterben alle Wespen eines Volkes ab. Die Königin gründet im Frühjahr ein neues Volk. In dem kunstvoll gebauten Nest entwickelt sich rasch ein Wespenvolk von unter hundert bis zu mehreren tausend Tieren.

Für die Fütterung der Wespenlarven müssen „Arbeiterinnen“ in dieser Zeit unzählige Fliegen, Raupen und andere Insekten heranschaffen. Sie sind damit so beschäftigt, dass es bis zum Sommer kaum zu Belästigungen durch Wespen kommt. Dann stellt die Königin die Eiablage ein, und das Füttern der Larven entfällt. Jetzt nutzen die Arbeiterinnen ihren wohlverdienten „Ruhestand“, um sich an Obst und anderen süßen Speisen zu vergnügen.

Stichpunkte zur Abwehr naschhafter Wespen

Zur Abwehr naschhafter Wespen gilt der Grundsatz: Gar nicht erst in Versuchung führen, insbesondere auf „faule“ Tricks (wie Todesfallen) verzichten. Die folgenden einfachen Maßnahmen erschweren den Wespen das Naschen und tragen dazu bei, schmerzhafte Begegnungen zu vermeiden:

  • Süße Speisen und Getränke nicht unbedeckt im Freien stehen lassen. Besonders begehrte Lebensmittel durch Gazenetze oder Plexiglashauben schützen.
  • Nicht aus offenen Flaschen trinken, Strohhalme benutzen.
  • Reste von Süßigkeiten aus dem Mundbereich von Kindern abwischen.
  • Wo Fallobst am Boden liegt, nicht barfuß laufen.
  • Abfallbehälter verschlossen halten.
  • Wespen den Zugang zu Innenräumen durch geeignete Vorhänge und Netze versperren.

Wespenarten unterscheiden

Am Nestbau lassen sich harmlose und weniger harmlose Wespenarten voneinander unterscheiden:

  • Deutsche und Gemeine Wespe bauen unterirdisch angelegte Nester bevorzugt im Boden (z.B. in Wühlmaus- und Maulwurfsgänge) oder auch in dunklen Hohlräumen im Haus.
  • Relativ kleine, frei in Gebüschen, aber auch in Häusern hängende Nester deuten auf friedfertige Wespenvölker (z.B. der Sächsischen Wespe) hin. Da von dieser Art keine Belästigung ausgeht, können Nester z.B. auf Dachböden meist problemlos toleriert werden.
  • Gleiches gilt auch für die besonders auffallenden großen Nester der Hornisse, die in dunklen Hohlräumen (Gebäude, Baumhöhle, Nistkasten) gebaut werden.

Hilfe, ein Wespennest

Befindet sich ein Wespennest in unmittelbarer Hausnähe oder an anderen häufig begangenen Stellen von Hof oder Garten, lässt sich durch die Beachtung von Verhaltensregeln und Nutzung von Hilfsmitteln die kurze Zeit bis zum Absterben des Wespenvolkes meist ohne schmerzliche Erlebnisse überstehen:

  • Im Abstand von 2–3 m vom Nest heftige Bewegungen und Bodenerschütterungen (z.B. Rasenmähen) vermeiden, in dieser Zone die Flugbahn nicht verstellen.
  • Kleinkinder durch niedrige Absperrungen vom Nestbereich fernhalten.
  • Nicht mit Gegenständen in möglichen Einfluglöchern stochern, keine Wasserschläuche auf Wespennester richten.
  • Keinesfalls Insektenbekämpfungsmittel einsetzen.
  • Tiere im Nestbereich nicht anatmen.
  • Mögliche Einschlupflöcher zu kritischen Bereichen (z.B. zu Hohlräumen am Haus) vorbeugend abdichten.
Kleine, kugelförmige, frei in Gebüschen oder Gebäuden hängende Nester sind ein sicheres Indiz für friedfertige Wespenvölker.

Im Notfall: fachgerechte Bekämpfung

Handelt es sich um einen Notfall, in dem ein Nest beseitigt werden muss, muss geprüft werden, ob es sich um das Nest einer geschützten Art (z.B. einer Hornisse) handelt. Informationen dazu gibt es bei der zuständigen Landschaftsbehörde (bei der Kreisverwaltung oder der kreisfreien Stadt) oder einer Umweltberatungsstelle. Für die Beseitigung solcher Nester ist eine Ausnahmegenehmigung nötig.

Ist die Bekämpfung unvermeidlich, muss ein fachlich ausgebildeter Insektenbekämpfer beauftragt werden. Adressen finden Sie im Branchenbuch. Die Kosten sind vom Auftraggeber zu tragen. Die oftmals unnötigerweise mit Anfragen belästigte Feuerwehr ist zwar technisch in der Lage, Wespennester fachgerecht zu entfernen, wird aber nur in absoluten Notfällen im öffentlichen Bereich (z.B. in Kindergärten) tätig.

Text: Dr. Gerhard Laukötter und Adalbert Niemeyer-Lüllwitz (NUA)
Bilder: Schütz, NUA