Hummeln: Unersetzliche Bestäuber im Garten
Hummeln sind in jedem Garten anzutreffen und für die Bestäubung unserer Kulturpflanzen von großer Bedeutung. Fast alle im Garten angebauten Pflanzen, u.a. die Obstgehölze, werden von Hummeln bestäubt.
Aufgrund ihrer Fähigkeit, Nektar aus Blüten mit langen Kelchen zu entnehmen, sind sie für viele Pflanzen unersetzbare Bestäuber. Außerdem fliegen sie meist auch noch an bedeckten und verregneten Tagen unermüdlich von Blüte zu Blüte, wenn die sonnenliebenden Honigbienen sich längst zurückgezogen haben.
Bei ungünstiger Witterung zur Obstbaumblüte verdanken wir deshalb den größten Teil der Obsternte den Hummeln! Hummeln zu fördern durch Schutz ihrer Lebensräume, geeignete Trachtpflanzen und Angebote von Nistmöglichkeiten, ist also im ureigensten Interesse des Gärtners.
Lebensweise und Verhalten
Die mit ca. 30 Arten in Deutschland lebenden Hummeln gehören als Wildbienen zur Familie der Echten Bienen. Sie leben in Völkern mit 60 bis 400 Tieren, die alljährlich neu gegründet werden. Nur die jungen, befruchteten Königinnen überwintern.
Im zeitigen Frühjahr (März/April, je nach Temperatur) können die ersten aus den Winterquartieren kommenden Hummelköniginnen an früh blühenden Pflanzen oder am Boden auf der Suche nach Nistorten beobachtet werden. Die Tiere nehmen als Nistorte Höhlungen an, in denen schon „Vorbesitzer“ Tierhaare, Moos, trockenes Gras oder Laub hinterlassen haben. Erdhummeln z.B. bevorzugen unterirdische Nester von Mäusen, Baumhummeln besiedeln oftmals Vogelnistkästen und Hohlräume in Dachböden.
Am Nistort baut die Königin zunächst aus Wachs jeweils einen Vorratsbehälter für Nektar und Pollen. Danach legt sie sechs bis 15 Eier in einen ebenfalls aus Wachs gefertigten „Eibecher“. Nach ca. drei bis fünf Tagen Bebrütung schlüpfen Larven, die mit Pollen und Nektar gefüttert werden. Nach weiteren 15 bis 18 Tagen schlüpfen aus den Larven die ersten Töchter bzw. Arbeiterinnen der Königin. Diese sammeln nun anstelle der Königin Nektar und Pollen und helfen der Königin beim Ausbau des Nestes.
Auf dem Höhepunkt der Nestentwicklung (Juli bis Anfang August) entwickeln sich die künftigen Königinnen und Männchen (die Drohnen). Die jungen Königinnen werden von mehreren Männchen begattet und suchen sich im Herbst einen Überwinterungsplatz, während die übrigen Tiere absterben und sich das Volk auflöst.
Die Saat-Esparsette (Onobrychis viciifolia) ist in Saatgutmischungen für die Anlage von Blumenrasen und Blumenwiesen enthalten. Sie ist ebenfalls eine gute Nahrungsquelle für Hummeln.
Können Hummeln stechen?
Ähnlich wie Wespen und Honigbienen besitzen Hummeln einen Stachel, der mit einer Giftblase verbunden ist. Hummeln stechen aber nur, wenn sie sich im unmittelbaren Nestbereich angegriffen fühlen oder ihr eigenes Leben bedroht wird. Zu ihren Nestern sollte deshalb eine Distanz von mindestens 1 bis 2 m gewahrt werden. Einzelne Hummelstiche sind für Menschen ähnlich harmlos wie der Stich einer Wespe (ausgenommen Personen, die allergisch auf Insektenstiche reagieren).
Anleitung zum Bau eines einfachen Hummelnistkastens
Füllen Sie den Nistkasten zur Hälfte, also bis zum Flugloch, mit Nestmaterial und graben ihn dann in die Erde ein.
Quelle: Mühlen, W.; Schlagheck, G.: Wildbienen: Biologie, Bedrohung, Schutz; Hrsg.: Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe, Münster, 4. überarbeitete Auflage.
Hummeln schützen
Aufgrund ihrer Bedeutung für den Naturhaushalt stehen Hummeln unter strengem Naturschutz. Weder Einzeltiere noch Völker dürfen gestört oder gar vernichtet werden.
Hummeln bedürfen unseres besonderen Schutzes, da ihre natürlichen Nist- und Überwinterungsplätze aufgrund vielfältiger Eingriffe mehr und mehr vermindert werden. Auch viele Nahrungspflanzen werden durch die Bebauung der Landschaft und intensive Landnutzung verdrängt.
Einige Hummelarten sind als Spezialisten auf ganz bestimmte Futterpflanzen und Neststandorte angewiesen und deshalb von der Zerstörung der Lebensräume besonders betroffen. Von den ca. 30 in Deutschland heimischen Arten gelten ca. 15 Arten als gefährdet oder vom Aussterben bedroht.
Im Garten stellen sich diese wichtigen Blütenbestäuber von selbst ein, wenn geeignete Nahrungspflanzen, Brutplätze und Überwinterungsquartiere vorhanden sind.
Nahrungspflanzen
Als blütenbesuchende Insekten benötigen die Hummeln ein möglichst lückenloses Blühangebot vom zeitigen Frühjahr bis in den Herbst. Ein blütenreicher Garten mit einem hohen Anteil ungefüllt blühender Pflanzen und einem Blütenangebot zu allen Jahreszeiten ist ein besonders hummelfreundlicher Garten (siehe hierzu den Kasten „Nektarpflanzen für Hummeln“)!
Nektarpflanzen für Hummeln
Sträucher in Gehölzhecken: Weiden, Johannisbeeren, Himbeeren, Stachelbeeren, Zierjohannisbeeren (als besonders wichtige Nahrungsquelle für die ersten Königinnen), Wildrosen, Brombeeren, Sommerflieder
Stauden am Gehölzrand und im Staudenbeet: Krokus, Johanniskraut, Flockenblume, Wilder Dost, Eisenhut, Gartensalbei, Glockenblume, Lupine, Taubnessel, Stockrose, Herbstaster, Sonnenhut, Fingerhut, Natternkopf, Katzenminze
Ein- und mehrjährige Kräuter im Nutz- und Ziergarten: Ysop, Lavendel, Borretsch, Dost, Salbei, Beinwell
Einjährige Sommerblumen im Nutz- und Ziergarten: Löwenmaul, Wicke, Phazelia („Bienenfreund“), Klatschmohn, Kornblume
Klettergehölze an Gebäuden oder Pergolen: Geißblatt-Arten
Blumenrasen und Blumenzwiebeln: Kleearten, Esparsette, Glockenblume, Wiesenplatterbse, Luzerne, Gamander-Ehrenpreis, Wiesensalbei
Hummeln im Garten ansiedeln
In einem naturnahen, vielfältig strukturierten Garten gibt es oftmals natürliche Nistmöglichkeiten für Hummeln. Von Vorteil sind zusätzliche Angebote künstlicher Nisthilfen. So werden z.B. Vogelnistkästen, die schon wärmendes Material enthalten, von Wiesen- und Baumhummeln angenommen.
Für bodenbewohnende Arten können in die Erde eingegrabene Blumentöpfe oder Holzkisten angeboten werden. Nisthilfen werden mit etwas Polstermaterial (trockenes Moos, Polsterwolle o. Ä.) angefüllt und vor Feuchtigkeit geschützt. Spezielle Hummel-Nistkästen werden im Handel angeboten.